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Neuester Artikel im Sokrates Jetzt Journal: »Cui mutare« III – Indizien der Manipulation

Intelligenz: vom Müssen zum Wollen

Bild: Tara Winstead, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen

Intelligenz: vom Müssen zum Wollen

#Gütersloh, 22. August 2025

Der #Mensch ist kein festgelegtes Wesen. Er wird nicht als »gut« oder »böse« geboren, und seine #Intelligenz ist keine genetisch fixierte Gabe. Vielmehr ist er ein dynamisches System, in dem #Instinkte, #Emotionen, #Ego und #Kognition ineinandergreifen. Intelligenz ist kein Besitz, sondern ein Prozess – sie wächst, wenn die Umstände es erfordern.

#Intelligenz als #Notwendigkeit

#Kinder, die vernachlässigt oder misshandelt werden, entwickeln oft eine erstaunliche Überlebensintelligenz. Sie müssen feine Antennen ausbilden, um Stimmungen zu deuten, Gefahren vorauszusehen, Komplexität zu verarbeiten. Intelligenz entsteht hier nicht aus Komfort, sondern aus Zwang.

Ähnlich auf gesellschaftlicher Ebene: In Kriegszeiten beschleunigen sich #technische #Fortschritte dramatisch. Plötzlich müssen Probleme gelöst werden – und die Menschheit findet Lösungen, die im Frieden oft unvorstellbar wären.

Umgekehrt zeigt sich im Wohlstand die Tendenz zur #Verflachung. Ohne #Notwendigkeit verkümmert die kognitive Anstrengung. Man spricht von »#Wohlstandsverwahrlosung: einer Generation«, die alles hat, aber nichts mehr können muss.

Die Balance der Homöostase

Wie jedes biologische System sucht auch die Intelligenz ihr Gleichgewicht. Unterforderung führt zu Stagnation. Überforderung zu Zusammenbruch. Nur im optimalen Spannungsfeld aus Reiz und Zumutung wächst Intelligenz.

Dieses Prinzip entspricht klassischen biologischen Mustern: #Homöostase, #Regression zur #Mitte, das #Minimax Prinzip. Lebewesen entwickeln nur so viel Intelligenz, wie sie benötigen, um mit minimalem Aufwand maximalen Nutzen zu erzielen.

Der Sprung ins #Bewusstsein

Doch irgendwann, nach genügend Erfahrung und Reflexion, kann ein Umschlagspunkt erreicht werden: Intelligenz wird selbstverstärkend. Sie ist dann nicht mehr bloß Reaktion auf Zwang, sondern Ausdruck eines inneren Wollens.

  • Zunächst ist Intelligenz reaktiv – sie entsteht, weil man muss.
  • Später wird sie proaktiv – ein innerer Drang nach Erkenntnis erwacht.
  • Schließlich wird sie transzendent – Bewusstsein entfaltet sich als Selbstzweck.

In dieser letzten Stufe entsteht der Hunger nach Mehr. Man denkt nicht mehr, um zu überleben, sondern um sich zu erweitern. Intelligenz wird #Spiel, #Kunst, #Wissenschaft, #Philosophie. Sie nährt sich selbst.

Der Mensch ist kein von Natur aus »gutes« oder »böses« Wesen, sondern ein offenes System. Intelligenz ist seine Anpassungsleistung, geboren aus Notwendigkeit, gewachsen durch Balance, vollendet in der Freiheit des Wollens.

Vielleicht liegt genau hier das Geheimnis unserer Spezies: Wir sind nicht, was wir sind – wir werden, was wir müssen. Und irgendwann, wenn wir weit genug gekommen sind, werden wir, was wir wollen.