Foto: Cottonbro Studio, Informationen zu Creative Commons (CC) Lizenzen
Vom Gespräch zur Gefechtszone: Warum wir den Sinn des Dialogs verlieren
#Gütersloh, 13. August 2025
Es gibt eine stille, aber folgenreiche #Transformation in unserer politischen und gesellschaftlichen #Kultur: Das# Gespräch – einst ein Raum für Austausch, Erkenntnis und Verständigung – ist zur Bühne des #Wettstreits geworden. Heute wird geredet, um zu siegen, nicht um zu verstehen oder Probleme zu lösen.
Wer mit offenen Karten antritt, gerät in eine asymmetrische Auseinandersetzung. Für jene, die nur gewinnen wollen, ist Wahrheit kein Ziel, sondern eine Waffe. Positionen werden nicht hinterfragt, sondern verteidigt wie eine Festung. Jede Frage wird zum Angriff umgedeutet, jede Idee zur Bedrohung des eigenen Territoriums. Der #Dialog verkommt zur #Strategie, zur #Simulation von #Offenheit, während das eigentliche Ziel die Stabilisierung von Macht bleibt.
Dabei liegt in der alten Idee des Gesprächs – dem sokratischen Dialog – eine andere #Logik: die der Erkenntnis. Ein echtes Gespräch ist ein Risiko, weil es beide Seiten verändern kann. Es verlangt Demut vor der Wahrheit, die größer ist als jede einzelne Position. Doch diese Demut ist in einer Kultur des Dauerkampfes kaum mehr zu finden.
Wer nach Lösungen sucht, wird von Strategen als Spieler missverstanden. Man unterstellt ihm dieselbe Logik: den Willen zum #Sieg. Projektion ersetzt Wahrnehmung. In dieser Welt zählt nicht, wer #Recht hat, sondern wer obsiegt. Nicht #Argumente, sondern #Frames entscheiden.
Was geht verloren? Alles, was eine #Demokratie im Innersten zusammenhält: #Vertrauen, #Offenheit, der #Glaube daran, dass gemeinsame #Vernunft möglich ist. Stattdessen breitet sich ein kalter #Zynismus aus, der Gespräche zu #Nullsummenspielen degradiert. #Rationalität wird durch #Rationalisierung ersetzt.
Es wäre Zeit, sich zu erinnern: Der Sinn des Dialogs ist nicht das Gewinnen, sondern das Verstehen. Wo wir das vergessen, stirbt die #Demokratie nicht in einem #Putsch, sondern in einem Gespräch, das keins mehr ist.