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Ausgrenzung als Massenpsychologie – warum Gruppen ihr Unrecht nicht sehen

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Ausgrenzung als Massenpsychologie – warum Gruppen ihr Unrecht nicht sehen

#Gütersloh, 15. August 2025

#Gustave Le #Bon erkannte schon 1895 in seiner »#Psychologie der #Massen«, wie sich Menschen in Gruppen anders verhalten als allein. Die individuelle Verantwortung verblasst, #kritisches #Denken weicht der #emotionalen #Logik des #Kollektivs – und #Handlungen, die man als Einzelner nie mittragen würde, fühlen sich im #Schwarm –im Mob – plötzlich normal an.

Das Rezept für gruppendynamisches Unrecht ist simpel

1. Auflösung individueller Verantwortung

Je mehr Beteiligte, desto leichter lässt sich Schuld teilen – und desto weniger spürt jeder Einzelne die Last. Der #Mob hat kein schlechtes Gewissen.

2. #Emotionalisierung statt #Fakten

#Gefühle, #Gerüchte und #Feindbilder sind handlungsleitender als überprüfbare Tatsachen.

3. Selbstverstärkung durch Gleichklang

Wenn alle im Umfeld dasselbe sagen und tun, wirkt es wie #Wahrheit – selbst dann, wenn es objektiv falsch ist.

In einer solchen #Gruppendynamik braucht es keinen formellen #Beschluss zur #Ausgrenzung. Es genügt, dass sich das #Feindbild in den Köpfen festsetzt. Die Ausgrenzung wird dann nicht nur geduldet, sondern von vielen als moralisch geboten empfunden.

Das Tragische: Die #Beteiligten merken oft nicht, dass sie sich in einer selbstreferenziellen #Echokammer bewegen. Sie sehen ihre Handlungen nicht als Unrecht, sondern als Ausdruck von #Loyalität und #Ordnung. Le Bon hätte gesagt: Sie handeln nicht mehr als Individuen, sondern als Teil eines kollektiven Wesens, das andere Regeln kennt – und andere Gewissensgrenzen.

Erst wenn von außen Licht in diese Blase fällt, kann das Erschrecken einsetzen: die Erkenntnis, dass man nicht Zuschauer, sondern aktiver Träger eines Unrechts war. Doch in vielen Fällen kommt dieser Moment nie – und das #Unrecht wird zum #Alltag. Hinzu kommt eine erschreckende #Logik: Wer aus dem #Mob ausschert, riskiert, mit hoher Wahrscheinlichkeit selbst zum #Opfer zu werden. Das trifft vor allem #Menschen mit fragilerem Ego. Starke Persönlichkeiten hingegen sind selten Teil solcher Mobs – und noch seltener deren #Gefangene.